Autor: Florian Schütz —
Abgelegt unter: Geschichte — 15:00
Heute vor 50 Jahren, am 19. Oktober 1971 wurde der erste Abschnitt der Münchner U-Bahn in Betrieb genommen: Die erste Strecke vom Kieferngarten bis zum Goetheplatz war zwölf Kilometer lang und umfasste 13 Bahnhöfe.
Heute – 50 Jahre später – ist die U-Bahn das Rückgrat des öffentlichen Nahverkehrs in München mit 100 Bahnhöfen und circa 95 Kilometern Streckennetz. In einem normalen Jahr nutzen rund 440 Millionen Fahrgäste die U-Bahn, bedingt durch die Pandemie gingen die Fahrgastzahlen im Jahr 2020 und 2021 zeitweise dramatisch zurück.
Aus Anlass des Jubiläums lud die MVG zu einer Pressekonferenz. Dort sprachen
Dieter Reiter, Oberbürgermeister der Stadt München
Helmut Schütz, Ministerialdirektor im Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr
Ingo Wortmann, Vorsitzender der Geschäftsführung MVG
Minsterialdirektor Schütz, OB Reiter und MVG-Chef Wortmann beim Jubiläum 50 Jahre U-Bahn München
Minsterialdirektor Schütz, OB Reiter und MVG-Chef Wortmann beim Jubiläum 50 Jahre U-Bahn München
Präsentation des C2-Zuges in Sonderdesign zum Jubiläum 50 Jahre U-Bahn München
Alle Redner betonten, dass eine zukunftsweisende Finanzierung sowohl neuer Fahrzeuge, geplanter neuer Strecken wie auch Baumaßnahmen zur Sanierung des bestehenden Streckennetzes die größte Herausforderung der aktuellen Zeit darstellen.
Mit Blick auf den am Bahnsteig stehenden gut 50-jährigen Wagen vom Typ A bezeichnete Oberbürgermeister Dieter Reiter die Fahrzeugflotte der MVG mit einem Augenzwinkern als „nachhaltig“. Tatsächlich stellt der ÖPNV und innerstädtisch die U-Bahn einen der größten Beiträge zur CO2-Reduktion bis 2030, wie MVG-Chef Ingo Wortmann in seiner Rede betonte. Die von der Bundesrepublik international zugesicherten Klimaziele ließen sich nur durch ein ganzes Maßnahmenpaket im ÖPNV bis 2035 auf den Weg bringen, hierzu ist eine Reform des aktuellen Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) nötig, damit auch Streckenneubauten wie die U9, die keine neuen Gebiete erschließt, sondern bestehende überlastete Strecken entlastet, überhaupt finanzierbar werden.
München ohne U-Bahn? Unvorstellbar! Die U-Bahn ist das leistungsstärkste öffentliche Verkehrsmittel und hat sich in ihren 50 Betriebsjahren als Rückgrat unseres Nahverkehrssystems hervorragend bewährt. Die vorausschauende Verkehrspolitik, für die Dr. Hans-Jochen Vogel als OB frühzeitig die Weichen gestellt hat, führen wir weiter. Im Juni hat der Stadtrat die ‚Mobilitätsstrategie 2035‘ auf den Weg gebracht. Bis zum Jahr 2025 sollen mindestens 80 Prozent des Verkehrs auf Münchner Stadtgebiet durch abgasfreie Kraftfahrzeuge, den öffentlichen Personennahverkehr sowie Fuß- und Radverkehr zurückgelegt werden. Und bis 2035 soll der Verkehr klimaneutral sein. Die Stadt plant dafür massive Investitionen – auch in neue U-Bahnlinien –, ist hier jedoch entscheidend auf die finanzielle Unterstützung von Bund und Land angewiesen
Dieter Reiter, Oberbürgermeister von München
Im Rahmen der Pressekonferenz wurde außerdem erstmals ein besonderer „Jubiläumszug“ präsentiert. Zwei Fahrzeuge werden für ein Jahr im „Jubiläums-Look“ im MVG-Netz im Einsatz sein, der südliche Endwagen des C2-Zuges 735 sowie der nördliche Endwagen des C2-Zuges 720 sind mit einer Folierung in der klassischen Farbgebung der älteren Fahrzeuggeneration versehen. Sogar die geringere Fenstergröße der älteren Generation wird durch die Folierung imitiert.
C2-Zug 735 in Sonderfolierung "50 Jahre U-Bahn" im U-Bahnhof Kieferngarten
C2-Zug 735 in Sonderfolierung "50 Jahre U-Bahn" im U-Bahnhof Kieferngarten
C2-Zug 735 in Sonderfolierung "50 Jahre U-Bahn" im U-Bahnhof Oberwiesenfeld
C2-Zug 735 in Sonderfolierung "50 Jahre U-Bahn" im U-Bahnhof Hasenbergl
C2-Zug 735 in Sonderfolierung "50 Jahre U-Bahn" im U-Bahnhof Münchner Freiheit
Die beiden Züge im Jubiläumsdesign verkehren auf den U-Bahnlinien U1, U2, U3 und U6 ab sofort im normalen Betrieb.
Im kommenden Jahr ist im Rahmen der 50-Jahr-Feier des Münchner Verkehrs- und Tarifverbundes (MVV) und der S-Bahn dann auch eine größere Feier geplant.
In diesen Tagen haben die Stadtwerke München (SWM) eine Ausschreibung zur Lieferung neuer zusätzlicher U-Bahnzüge gestartet. Zur Außerdienststellung der letzten Fahrzeuge der A-Serie bis spätestens Ende 2025, sollen ab Mitte 2024 18 weitere sechsteilige Gliederzüge die Flotte der U-Bahn verstärken. Wie die SWM in der Auftragsbekanntmachung angeben, ist eine Nachrüstung der A-Wagen mit der ab Ende 2025 vorgeschriebenen Brandbekämpfungsanlage nicht möglich. Ab Ende 2024 soll daher die Inbetriebnahme der nun gestarteten Beschaffung von 18 Zügen beginnen, um die A-Wagen vor Erreichen der Frist ersetzen zu können.
Die Anforderungen an die kommende kurzfristig zu beschaffende Serie basiert auf den denselben technischen Anforderungen, die der Beschaffung der C2-Serie samt zweier Optionen beim Hersteller Siemens zugrunde lagen.
In dem Dokument kündigen die SWM eine von dieser Ausschreibung losgelöste Beschaffung von voraussichtlich 80 Zügen der neuen Fahrzeuggeneration des Typs D an, einhergehend mit Aufträgen zur langfristigen Instandhaltung und Sicherstellung der Verfügbarkeit. Diese nächste Fahrzeugreihe benötigen die SWM für Leistungsausweitungen, aber auch zur Ablösung der B-Serie und C1-Serie ab den 2030er-Jahren.
C2-Zug 701 bei einer der ersten Fahrten im Betriebshof Fröttmaning
C2-Zug Präsentation im U-Bahnhof Georg-Brauchle-Ring
C2-Zug 701 im U-Bahnhof Marienplatz am ersten Einsatztag auf der U6
C2-Zug 714 als U6 im U-Bahnhof Fröttmaning
Die ersten der ab 2014 ausgelieferten und erst ab 2016 in den Fahrgastdienst gestellten 21 C2-Züge sorgten mit dem anfänglich stark begrenzten Einsatzgebiet für mediale Aufmerksamkeit. Zwischen Juni und November 2016 gab die Technische Aufsichtsbehörde lediglich eine Freigabe im Fahrgastbetrieb für den Nordast der Linie U6, erst im Juni 2018 folgte eine Zulassung auf der im Kernabschnitt parallelgeführten Linie U3. Als zweite Stammstrecke im U-Bahnnetz folgte im Oktober 2020 die Linie U2, seit Mitte August 2021 sind die C2-Züge auch auf der Linie U1 freigegeben.
Im Mai 2020 erfolgte mit Zug 722 der Ersteinsatz der zweiten C2-Serie C2.12, die 24 weitere sechsteilige U-Bahnen umfasst. In diesen Tagen läuft die Inbetriebnahme der Züge 740 und 741. Im Juli 2020 gaben die SWM die Einlösung der zweiten Option über nochmals 22 C2-Züge bekannt, deren Indienststellung in den Jahren 2022 bis 2024 erfolgen soll. Die C2-Flotte umfasst nach Fertigstellung die stattliche Anzahl von 67 Einheiten.
Die nun begonnene Beschaffung von 18 sechsgliedrigen Zügen dürfte der C2-Serie aufgrund der vergleichbaren Spezifikationen zumindest stark ähneln.
Nachdem die C2-Züge bisher nur auf der U2, U3 und U6 anzutreffen waren, sind sie seit dem heutigen Tag auch auf der U1 zugelassen. Seit der Präsentation des ersten C2-Zuges im Februar 2014 am Georg-Brauchle-Ring waren keine C2-Züge mehr im regulären Betrieb auf der U1.
Hintergrund zum Zulassungsverfahren
C2-Präsentation auf der U1 2014Durch veränderte Zulassungsverfahren seitens der technischen Aufsichtsbehörde konnten die Züge nicht wie die Vorgängerbaureihen nach der grundsätzlichen Betriebsgenehmigung im gesamten Netz verkehren. Zunächst mussten ausführliche Nachweise erbracht werden zur Betriebstauglichkeit auf den einzelnen Streckenabschnitten, die größtenteils nicht aus bestehenden Unterlagen möglich waren. Hier mussten Tunnel und Gleise neu vermessen werden und an einzelnen Stellen auch Bahnsteige angepasst werden, weil in Extremfällen (z.B. weitestgehend abgefahren Radreifen, Ausreizen der Toleranz der Federung, größtmögliche Fahrgastzahlen) rechnerisch nicht immer ein komplett freies Lichtraumprofil an jeder Stelle des Netzes gewährleistet werden konnte.
Durch den stark verzögerten Zulassungsprozess der neuen U-Bahn-Wagen konnte mit der U6 die erste vollständige Linie im Fahrgastbetrieb erst am 4. November 2016 befahren werden. Zuvor waren in mehreren Etappen einzelne Abschnitte der nördlichen U6 bereits möglich, hier fuhren die neuen C2-Züge zwischen regulären Zügen der U6.
Die Züge erhielten zum 14. Juni 2018 eine Streckengenehmigung auch für die U3, ein Betrieb auf der U2 ist seit 7. Oktober 2020 möglich, seit 18. August 2021 nun auch auf der U1. Die Linien U4 und U5 werden nun als nächstes angestrebt.
Wie die heutige Rathausumschau meldet, hat der Ausschuss für Stadtplanung und Bauordnung dem Antrag auf Änderung des Flächennutzungsplans zugestimmt. Damit ist ein wichtiger Schritt zur Erlangung des Baurechts für den geplanten Betriebshof Süd absolviert.
Auf einem zirka sieben Hektar großen Gebiet am Stadtrand von München in Ramersdorf-Perlach soll zukünftig ein zweiter U-Bahn-Betriebshof errichtet werden. Der Ausschuss für Stadtplanung und Bauordnung des Stadtrats hat dafür die Änderung des Flächennutzungsplans mit integrierter Landschaftsplanung vorbehaltlich der Bestätigung durch die Vollversammlung gebilligt.
Als Auflage wurde dabei ein größtmöglicher Lärm- und Lichtschutz sowie eine möglichst bahnsteiggleiche Umsteigebeziehung auch bei einer viergleisig ausgebauten S-Bahnstrecke am Bahnhof Neuperlach Süd gemacht. Ebenso soll ein Gestaltungswettbewerb für die hohen Lärmschutzwände ausgelobt werden.
Das prognostizierte Bevölkerungswachstum der Stadt München führt zu einem steigenden Fahrgastaufkommen und erfordert Angebotsausweitungen im Öffentlichen Personennahverkehr durch Netzerweiterungen und Taktverdichtungen. Die daraus resultierende Vergrößerung des Fahrzeugparks bedarf entsprechender Abstell- und Werkstattkapazitäten. Um diesen Anforderungen zukünftig gerecht werden zu können, ist in Neuperlach Süd die Einrichtung eines zweiten U-Bahn-Betriebshofs zusätzlich zum bestehenden in Fröttmaning geplant. Mit der vorliegenden Änderung des Flächennutzungsplans werden die planungsrechtlichen Grundlagen für das Projekt geschaffen. Zu diesem Zweck soll die Fläche zukünftig im Flächennutzungsplan als „Sondergebiet gewerblicher Gemeinbedarf“ dargestellt werden. Gleichzeitig wird der Erhalt und Ausbau der Wegeverbindungen für den Fuß- und Radverkehr angestrebt. Eingriffe in den stadtbedeutsamen Grünzug „Im Gefilde“ finden nicht statt.
Die Verlängerung der U5 vom Laimer Platz nach Pasing ist einen Schritt näher am Baubeginn: Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur hat mit Schreiben vom 28. Juni an Oberbürgermeister Dieter Reiter Fördermittel des Bundes für die Verlängerung der U-Bahn-Linie U5 vom Laimer Platz bis Pasing zugesagt.
Nachdem seit 2010 keine U-Bahnstrecke mehr im Bau ist, scheinen sich dieses Jahr neben der Verlängerung der U6 nach Martinsried auch für die U5 in Richtung Pasing die Zeichen zu drehen.
Zwar laufen seit 2008 Vorplanungen für die Verlängerung der U5 nach Pasing wieder auf Sparflamme, aber erst nach der Kommunalwahl im Frühjahr 2014 verpflichtete sich die damalige schwarz-rote Stadtregierung das Projekt im Zweifel auch ohne Bundeszuschüsse umzusetzen und die mindestens 600 Millionen Euro Baukosten notfalls komplett aus dem Stadtsäckel zu zahlen, was ein Novum im Münchner U-Bahn-Bau gewesen wäre. Üblicherweise beträgt die Fördersumme im ÖPNV 50% und mehr der Investitionssumme.
Spätestens mit der Corona-Pandemie seit 2020 war an diese Zusage aber nicht mehr ganz zu glauben, da die Kassen der Stadt sich zunehmend leeren und eine derartige Investition aus Bilanz der Stadt kaum alleine zu stemmen gewesen wäre. Durch die aktuellen Maßstäbe des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes (GVFG) sind Strecken, die kaum neue Gebiete erschließen, nur sehr schwer über den relevanten Wert von 1,0 in der Kosten-Nutzen-Analyse zu bekommen. Im aktuellen Fall der Strecke nach Pasing wurden schon verschiedentlich Rolltreppen eingespart, um möglichst wenig Kosten zu verursachen. Eine Novelle des GVFG ist allerdings für den Herbst angekündigt, die hier auch Aspekte der Verkehrswende und Entlastung bestehender Infrastruktur stärker betrachten soll.
In der heutigen Rathausumschau äußert sich Oberbürgermeister Dieter Reiter sehr erfreut über die erhaltene Zusage:
Vor dem Hintergrund der pandemiebedingten Haushaltslage kann aus meiner Sicht eine positive Entscheidung für das Projekt nur getroffen werden, sofern eine Förderung aus Bundesmitteln erfolgt. Ich hatte deshalb im Mai dem Bundesverkehrsminister geschrieben und um eine baldige Zusage des Bundesministeriums gebeten, dass die Verlängerung der U5 vom Laimer Platz nach Pasing seitens des Bundes dem Grunde nach gefördert werden kann. Ich freue mich nun sehr über die Zusage des Bundesministeriums. Sie ist ein wichtiges Signal für den Ausbau des ÖPNV in München und gibt uns Planungssicherheit für das Großprojekt der Verlängerung der U5 nach Westen mit den neuen U-Bahnstationen Willibaldstraße, Am Knie und Pasing.