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Betriebshof Süd: Informationsveranstaltung vom 12. Mai

12. Mai 2021

Autor: Florian Schütz — Abgelegt unter: Betrieb, Netz, Technik — 19:44

Die Münchner Verkehrs­gesellschaft informierte am 12. Mai im Rahmen einer Online-Informationsveranstaltung zum Stand der Planungen des Betriebshofes Süd in Neuperlach, der die bisherige Betriebsanlage im Anschluss an den U-Bahnhof Neuperlach Süd zum vollständigen Betriebshof erweitern soll.

Projektüberblick

Betriebshof Süd – Visualisierung des Projektes Durch die Veranstaltung führte Monika Arzberger. Nach einem Grußwort von Thomas Kauer (Vorsitzender des Bezirksausschusses 16 Ramersdorf-Perlach) und einer Einleitung durch Arne Petersen von der MVG erläuterte Matthias Fiedler vom neugegründeten Mobilitätsreferat der Landeshauptstadt München die Beweggründe für mehr ÖPNV.

Bis zum Jahr 2025 sollen 80% der Wege in München emissionsfrei zurückgelegt werden, bis 2030 soll der Modal-Split-Anteil des ÖPNV auf 30% steigen, bis 2035 soll die Stadt klimaneutral werden. Durch diesen Auftrag des Stadtrats an die MVG, den ÖPNV in München auszuweiten, entsteht der Bedarf an mehr Zügen und damit auch an mehr Abstellungs- und Werkstattkapazität.

Thomas Nowak aus dem Bereich Angebotsplanung der MVG zeigte in einer Herleitung aus der Historie der Münchner U-Bahn in den letzten knapp 50 Jahren, warum weitere Taktverdichtungen und Angebotserweiterungen mit einem einzigen Betriebshof für 100km Streckennetz kaum noch möglich sind. 40-50% der Züge müssen täglich in den Betriebshof ein- oder ausrücken, hier limitiert also die Streckenkapazität mit einem fast durchgängigen 5-Minuten-Takt auf allen Strecken zum Betriebshof die Kapazität. Zudem ist die Abstellkapazität und die Fläche im Betriebshof Nord in Fröttmaning heute schon nahezu erschöpft.

Standortwahl

Planvarianten zum Betriebshof Süd in Neuperlach Zur Standortwahl des Projekts erläuterten Arne Petersen und Florian Bals als Projektleiter die Hintergründe, warum nur der Standort in Neuperlach Süd alle Kriterien tatsächlich erfüllt – im Gegensatz zu einem möglichen Standort in der Riemer Messestadt oder den früh in der Evaluierung ausgeschiedenen Standorten Feldmoching, Moosach, Olympia-Einkaufszentrum und Studentenstadt. Im Anschluss stellte Herr Bals die verschiedenen betrachteten Varianten in Neuperlach Süd kurz vor. Die Vorzugsvariante BS1 hatte dabei die beste Bewertung im Flächenbedarf und auch den betrieblichen Belangen.

Marc Hofmann vom Architekturbüro 03 Architekten stellte die Grundlage der Rahmenplanung vor. Ziel hierbei ist ein Baubeginn im Jahr 2024. Bis dahin sollen Änderungen des Flächennutzungsplans, die Trassierungplanung und die Planfeststellung abgeschlossen sein.

Arne Lorz aus dem Planungsreferat erläuterte diese notwendigen Änderungen am Flächennutzungsplan. Dabei soll der Bereich des neuen Betriebshof als „Sondergebiet Gewerblicher Gemeinbedarf“ ausgewiesen werden. Ebenso müssen die bestehenden Straßen zum Teil neu trassiert werden. Am 16.6. sollen diese Änderungen am Flächennutzungsplan vorgelegt und Ende Juni in der Vollversammlung des Stadtrates beschlossen werden.

Geplante Gebäude des Betriebshofs

Geplante Bauwerke im Betriebshof Süd Roberto Kutter (RPB Rückert Architekten) und Florian Bals stellten anschließend das Bauvorhaben des Betriebshofs Süd genauer vor. Fünf Gebäude sollen auf dem Areal künftig errichtet werden, deren Dächer mit Photovoltaik, Begrünung und Oberlichtern ausgestattet werden.
Ein Randbau im Osten und eine Lärmschutzwand im Süden umgrenzen das Areal der Abstellanlage im südlichen Bereich, hier haben 30 U-Bahn-Langzüge Platz.
Eine Werkstatthalle mit 4 Gleisen und 30 Metern Breite liegt nördlich davon, diese wird ebenfalls von einem Randbau nach Norden begrenzt.
Leichte betriebsnahe Instandhaltungen sind in Neuperlach geplant, schwere Instandhaltungen finden weiterhin nur im Betriebshof Nord in Fröttmaning statt.
Eine Fahrzeughalle und eine Waschhalle ergänzen die Bauwerke.

Gestaltungskonzept der Gebäude im Betriebshof Süd In einer Infrastrukturhalle sollen auch Wartungsfahrzeuge ihre Heimat haben. Ein Anschluss an das Netz der Deutschen Bahn ist in diesem Zuge auch vorgesehen, um Anlieferungen ins U-Bahn-Netz nicht nur im Bereich Freimann zu ermöglichen.
Ein Abnahmegleis parallel zur Bahnstrecke mit ca. 900m Länge wird außerdem geplant.

Um sich möglichst wenig störend in die Umgebung einzufügen, sollen die funktional nötigen Gebäude möglichst kompakt gehalten sein und in Grau- und Blautönen gehalten werden. Ergänzend soll viel Grün soll eine verträgliche Integration die Umgebung sicherstellen.

Schallschutz

Lärmschutz im Betriebshof Süd Lärmschutz im Betriebshof Süd Der Schallschutz als wichtiges Thema für die Umgebung wurde ebenfalls thematisiert. Sowohl die Verkehrsgeräusche als auch die Betriebs- und Anlagengeräusche des geplanten Betriebshofes mussten während des Planungsprozesses analysiert werden. Computermodelle berechneten den Beurteilungspegel von zahlreichen Punkten in der Umgebung.
Drei Lärmschutzwände sind aus diesem Grund vorgesehen. Im Osten ist eine 4 Meter hohe Wand und nach Süden eine 250m lange und 8m hohe, begrünte Lärmschutzwand geplant. An der Carl-Wery-Straße ist eine weitere 140m lange stark lärmabsorbierende Lärmschutzwand vorgesehen.
Gemäß den Berechnungen werden damit an allen Messpunkten die gesetzlichen Grenzwerte eingehalten.

Die Hauptzufahrt zum Betriebshof ist von Norden her vorgesehen. Weitere Zugänge und Fluchtmöglichkeiten sind für das Personal ringsum vorgesehen. 280 Menschen sollen im Schichtbetrieb laut der Planrechnung im Jahr 2035 arbeiten.

Verkehrswege

Christoph Möller von Werner Consult erläuterte die Einbindung des Betriebshofs in die Nachbarschaft, insbesondere bei den Verkehrswegen.
Durch die Ersetzung des Bahnüberganges im Zuge der Arnold-Sommerfeld-Straße durch ein Trogbauwerk unter der Bahnstrecke und dem Betriebshof hindurch kann hier die Verkehrsführung verbessert werden, auch für einen neu geschaffenen straßenbegleitenden Geh- und Radweg.
Der Lise-Meitner-Weg wird künftig östlich um den Betriebshof herum im Norden an die Arnold-Sommerfeld-Straße angebunden, im Westen ist eine Rampenanlage für Fuß- und Radgänger zur Anbindung vorgesehen.
Die Rotkäppchenstraße wird künftig nördlich parallel zur Bahn geführt und mündet zwischen Bahnstrecke und Betriebshof in das Trogbauwerk der Arnold-Sommerfeld-Straße ein, der bisherige Bahnübergang an der Rotkäppchenstraße wird künftig rückgebaut.

Visualisierung des Betriebshofs Süd Visualisierung Visualisierung des Betriebshofs Süd Visualisierung Verkehrskonzept um den Betriebshof Süd Verkehrswege Anbindung des Betriebshofs Süd Anbindung an die Umgebung

Landschaftsplanung und Umweltverträglichkeit

Annette Pfundheller (Landschaftsarchitektin bei mahl gebhard konzepte) erläuterte das freiräumliche Konzept, wie sich der Betriebshof in die Umgebung einfügen soll. Er soll sowohl in der Umrandung als auch im Inneren begrünt werden, sowohl durch rasterartige und freie Baumpflanzungen, Blühwiesen und begrünte Dächer.

Andreas Pöllinger (Umweltgutachter vom Büro Dr. Schober) erläuterte die Maßnahmen zur Umweltverträglichkeit innerhalb der Begleitung des Bauprojekts bis zum Planfeststellungsverfahren. Seit 2017 wurden auf dem vorgesehenen Gelände verschiedene Kartierungen der Flora und Fauna vorgenommen. In einem landschaftspflegerischen Begleitplan werden Schutz- und Kompensationsmaßnahmen im Bereich des Natur- und Artenschutzes festgehalten, die dem Erhalt der gefundenen schützenswerten Arten dienen sollen. Der betroffene Raum liegt großteils in strukturarmen Ackerflächen im urbanen Kontext und hat daher eine geringe Eingrifssintensität in die Natur.

Weitere Schritte

Die nächsten Schritte in der Planung erläuterte Florian Bals.

  • Nach der Änderung des Flächennutzungsplans im Sommer soll im Herbst die Genehmigung zum Planfeststellungsverfahren vom Stadtrat eingeholt werden
  • Anfang 2022 sollen diese Unterlagen bei der Regierung von Oberbayern abgegeben und öffentlich ausgelegt werden
  • Bis Ende 2023 soll Baurecht erlangt werden
  • 2024 soll mit dem Bau begonnen werden
  • Ab 2026 soll der Betriebshof Süd dann in mehreren Etappen in Betrieb gehen.

Fragerunde

Informationsveranstaltung zum Betriebshof Süd Monika Arzberger und Arne PetersenNach knapp 90 Minuten Präsentation des Projekts wurden noch eine Auswahl der währenddessen gestellten 300 Fragen beantwortet:

  • Warum ein U-Bahn-Betriebshof nicht unterirdisch gebaut werden kann wurde mit Flächenbedarf und Kostenfragen (Faktor 4) begründet.
  • Abstellflächen für Busse soll es im Umfeld künftig nicht mehr geben.
  • Betriebswohnungen sind u.a. aus Lärmschutzgründen nicht möglich.
  • Der 2-gleisige Ausbau der S7 wird nach der Errichtung des Betriebshofs weiterhin möglich sein, gleichzeitig wird auch eine mögliche U5-Verlängerung im Zuge einer Vorhaltemaßnahme baulich offengehalten.
  • Bei Inbetriebnahme ist vermutlich ein Zwei-Schichtbetrieb nötig, im Schallschutzgutachten ist ein 24h-Betrieb aber bereits berücksichtigt.
  • Eine komplette Einhausung der Abstellanlage wurde nach schallschutzrechtlichen Berechnungen verworfen, da mit Lärmschutzmaßnahmen für 2 Mio. Euro der selbe Effekt wie mit einer 25 Mio. teuren Halle erreicht werden kann.
  • Zahlreiche Fragen zum Schallschutz auch für Neubiberg und die Umgebung wurden beantwortet, insbesondere auch zum Abnahmegleis entlang der Bahnstrecke. Laut dem Schallschutzgutachten können alle Grenzwerte eingehalten werden.
  • Die Kosten für den Neubau des Betriebshofs Süd werden aktuell auf ca. 200 Mio Euro geschätzt.
  • Der heutige U-Bahnhof Neuperlach Süd wird sich durch den Neubau weder in seiner Lage noch in seiner Gestaltung verändern.

Weitere Informationen zum Thema

6 Kommentare zu “Betriebshof Süd: Informationsveranstaltung vom 12. Mai”

  1. Refael sagt:

    Vielen Dank, dass Sie Ihren Artikel geteilt haben. Es ist sehr hilfreich für mich.

  2. […] Quelle: U-Bahn München Blog […]

  3. Jürgen Knopp, Neubibiberg sagt:

    Herzlichen Dank für den umfassenden Bericht und auch für weiterhin geteilte Informationen im Netz.

    Die Gemeinde Neubiberg ist an Ihrer Fortschreibung der Planung wegen der Verkehrsanbindungsoptionen (insbesondere auch wegen der Anbindung der Rotkäppchenstrasse) weiterhin sehr interessiert.

    Jürgen Knopp
    Verkehrsreferent in Neubiberger Gemeinderat
    [email protected]

  4. MaxMuc sagt:

    Hallo,
    „Abstellanlage im südlichen Bereich, hier haben 60 U-Bahn-Garnituren Platz.“: Ich zähle auf der Visualisierung 15 Abstellgleise, auf denen je zwei 6-Wagen-Züge Platz hätten. Das macht für mich 30 statt 60 Garnituren. Wie ist hier die Zählung bzw. der Planungsstand?

    • Florian Schütz sagt:

      Hallo MaxMuc,

      das war in der Tat im Artikel ein Fehler, 30 Langzüge werden dort Platz haben gemäß der aktuellen Planung. Vielen Dank für den Hinweis, ich habe es im Artikel korrigiert!

      Viele Grüße,
      Florian Schütz

  5. […] Artikel zur Informationsveranstaltung zum geplanten Betriebshof Süd vom 12. Mai 2021 […]

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