U-Bahn München Blog

Auslegung Planunterlagen Martinsried

11. Oktober 2010

Autor: Boris Merath — Abgelegt unter: U-Bahnhöfe — 21:41

In zwei Monaten endet der seit 1965 bisher ununterbrochene U-Bahn-Ausbau in München mit der Eröffnung der Strecke nach Moosach vorerst – doch das nächste Projekt schreitet bereits voran: Noch bis Dienstag, 19.10. können die Planfeststellungsunterlagen für die Verlängerung der U6 nach Martinsried öffentlich eingesehen werden.

Die Auslegung ist Montag bis Donnerstag, 9 bis 18 Uhr sowie Freitag von 9 bis 14 Uhr im Auslegungsraum in der Blumenstraße 28b zugänglich.

Bei diesem Bauprojekt wird die Linie U6 nun auch am Südende das Gebiet der Stadt München verlassen. Bauträger ist daher auch die Gemeinde Planegg, die mit der Planung und Baudurchführung allerdings das Baureferat der Stadt München beauftragt hat. Grund für die Verlängerung ist die Ansiedlung von naturwissenschaftlichen und medizinischen Forschung- und Lehreinrichtungen der Ludwigs-Maximilians-Universität in einem Campus, wodurch hier mit großen Fahrgastzahlen gerechnet wird, für die eine Buserschließung nicht mehr ausreichend ist. Die Reisezeit vom Marienplatz nach Martinsried soll sich durch den Neubau je nach Takt von 29 Minuten auf 21 bzw. 23,5 Minuten reduzieren.

Vorgeschichte

Bereits im Jahr 1998 wurden die Planungen zu der U6-Verlängerung gestartet, und eine Standardisierte Bewertung in Auftrag gegeben, die einen für die Förderung nötigen Nutzen-Kosten-Faktor von deutlich über 1 bestätigte. Im April 2006 hat die Gemeinde Planegg das Münchner Baureferat beauftragt, die Planungen zu aktualisieren. Da zwischenzeitlich entschieden wurde, das biotechnologische Zentrum bis zum Jahr 2014 fertigzustellen, hat der Gemeinderat von Planegg am 2.4.2009 beschlossen, die Maßnahmensträgerschaft zu übernehmen. Am 20.7.2009 hat außerdem der Kreistag des Landkreises München beschlossen, 2/3 des kommunalen Anteils der Baukosten zu übernehmen. Am 26.2.2010 wurde durch die Regierung von Oberbayern die Streckengenehmigung erteilt. Die Finanzierung des Projektes soll durch Mittel der Gemeinde Planegg, des Landkreises München, des Freistaates Bayern und der Bundesrepublik Deutschland sowie durch Sondermittel des Staatsministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst erfolgen

Zeitplan

Der Bauzeitplan sieht einen Baubeginn bereits im Jahr 2011 vor. Die Fertigstellung der Rohbauarbeiten ist für 2013 geplant, die Inbetriebnahme wird für 2014 angestrebt. Auf Grund der einfachen Baubedingungen – die Strecke hat wenig direkte Anwohner, außerdem sind keine Grundwasserabsenkungen nötig – dürfte dieser auf den ersten Blick sehr ehrgeizig wirkende Zeitplan durchaus realistisch sein.

Streckenverlauf

Gleisplan Martinsried GleisplanDer Bauabschnitt hat eine Länge von nur 992m, außerdem wird nur ein neuer U-Bahnhof errichtet. An die bestehende dreigleisige Abstellanlage westlich des Bahnhofs Klinikum Großhadern schließt sich ein neuer dreigleisiger Streckentunnel an. Auf diese Art wird das mittlere Abstellgleis auf die Länge von drei Langzügen verlängert, so dass die bisherige Abstellkapazität erhalten bleibt. Das neue Abstellgleis wird auch am westlichen Ende an beide Streckengleise angeschlossen, so dass auch die in Martinsried endenden Züge dieses direkt erreichen können. Anschließend folgt vor dem Bahnsteig noch ein doppelter Gleiswechsel, über den die wendenden Züge auf einen der beiden freien Bahnsteige wechseln können. Westlich des Bahnsteiges wird das Gleis noch um einen regulär nicht befahrenen sogenannten Durchrutschweg verlängert, auf eine Wende- und Abstellanlage wird allerdings analog zu Garching Forschungsgelände verzichtet.

Die Strecke befindet sich durchgängig in einfacher Tiefenlage, der Bahnsteig wird sich daher nur etwa sechs Meter unter dem Gelände befinden.

Eine – durch die geringe Bebauung grundsätzlich mögliche – oberirdische Führung der Trasse wurde verworfen, da eine Verlängerung des Abstellgleises mittig zwischen den beiden Streckengleisen dabei nicht möglich gewesen wäre, und damit eine kostspielige Abstellanlage westlich des Bahnhofes hätte errichtet werden müssen, wodurch sich die finanziellen Vorteile wieder deutlich reduziert hätten. Außerdem hätten Lösungen für die Querung der Trasse durch durch Passanten sowie Tiere gefunden werden müssen, und die Zufahrt zu verschiedenen Grundstücken wäre beeinträchtigt worden.


U-Bahn Martinsried auf einer größeren Karte anzeigen

  • Blau: Bestehende Abstellanlage
  • Rot: Neubaustrecke
  • Gelb: Bahnsteig und Bahnsteigzugänge
  • Grün: Sparten

Der Bahnhof

Die Bahnhof Martinsried befindet sich 1183m vom Bahnhof Klinikum Großhadern entfernt. Aufgrund der geringen Tiefenlage schließen sich an den 120m langen, 7,50m breiten und geraden Bahnsteig auf beiden Seiten auf selber Ebene die Sperrengeschoße an. Am östlichen Bahnsteigende wird dabei eine Treppenanlage mit Wechselrolltreppe errichtet, am westlichen Bahnhofsende eine 135m lange, behindertengerechte Rampe den Bahnhof zugänglich machen. Außerdem wird in Bahnhofsmitte eine weitere Festtreppe und am östlichen Bahnsteigende ein Aufzug installiert.

Bauablauf

Die Strecke zwischen den beiden Bahnhöfen wird in Deckelbauweise errichtet, das heißt es werden zuerst die Wände mit großen Bohrmaschinen in Bohrpfahltechnik gebaut. Anschließend wird die Decke betoniert, danach kann unter dem fertigen Deckel die Erde ausgehoben werden. Als letztes wird dann der Boden der Baugrube betoniert. Der Bahnhof selber wird in offener Baugrube erstellt. Aufgrund der großzügigen Platzverhältnisse wird dabei zuerst eine Baugrube ohne Abstützungen ausgehoben, so dass auf beiden Seiten relativ breite Böschungen entstehen. In diese Baugrube wird dann der Bahnhof gebaut, anschließend kann die Grube wieder zugeschüttet werden
Die Bauwerke liegen dabei auf ganzer Länge entweder über oder nur geringfügig im Grundwasser, daher kann auf Düker verzichtet werden. Nur für eine kreuzende Abwasserleitung muss eine Pumpstation errichtet werden, um das Abwasser über den Tunnel pumpen zu können.
Zum Schutz der umliegenden Bebauung vor Erschütterungen durch die Züge wird die Strecke teilweise über ein Masse-Feder-System, teilweise über Unterschottermatten gefedert.

Technische Einrichtungen

Der Bahnhof Martinsried wird neben den üblichen Einrichtungen wie Niederspannungsverteilung und Pumpanlagen mit einem Gleichrichterwerk am westlichen Ende des Bahnhofes ausgestattet, das die Stromschiene mit Fahrstrom versorgen wird. Als Brandschutz sind über dem Bahnsteig Entrauchungsöffnungen angeordnet, die gleichzeitig auch den Bahnhof mit Tageslicht versorgen.

15 Kommentare zu “Auslegung Planunterlagen Martinsried”

  1. Ich stimme dem Beitrag voll und ganz zu, da er einfach recht hat

  2. Martin Zehnter sagt:

    Weiter so!Eine sehr gute Planung! Und glücklicherweise ganz unterirdisch!
    Der Münchner U-Bahnbau muss zügig weitergehen!

    Martin Zehnter

  3. Markus Hofmann sagt:

    Bauts die Linie U6 doch gleich durch bis zum Bahnhof Planegg. Es gab ja mal einen Rahmenbeschluss, wonach alle U-Bahn-Linien möglichst auf einem S-Bahn-Ast enden sollten, um für Pendler von außerhalb das Liniennetz noch attraktiver zu machen, weil viele von ihnen dadurch kürzere Fahrzeiten zum Arbeitsplatz hätten. Was ist also damit ? Was soll also dieses Stückwerk mit nur einer Station Verlängerung und einer Länge von nur rund einem Kilometer ?

  4. Boris Merath sagt:

    Bis zum Bahnhof Planegg wäre es noch eine ordentliche Strecke und damit ziemlich kostspielig – hier stellt sich die Frage ob sich das rechnet.

    Der Bahnhof Martinsried wird ja nur gebaut weil dort viele naturwissenschaftliche Einrichtungen der Universität hin verlagert werden, die analog zu Garching Forschungszentrum eine große Menge Verkehr erzeugen. Außerdem ist die Strecke vergleichsweise einfach zu bauen, während man bis nach Planegg deutlich schwierigere Bedingungen hätte.

  5. Gerold sagt:

    Irgendwie ist das Projekt mit den langen Bahnhofsrampe eine halbe Sache.
    Es wäre besser gewesen, erstmal einen Uni- Bahnhof zu bauen (mit einem großen Fahrradständer) und dann später weiter westlich einen Bahnhof Martinsried.

    Wäre ja nicht soo tragisch gewesen, wenn die beiden Bahnhöfe vielleicht nur 400m Abstand haben.

    Ich finde die Ubahn- Verlängerung gut, die Planfeststellung aber einen Krampf.

    Gruß
    Gerold

  6. Michael sagt:

    Ich finde die Verlängerung sehr gut.

    Nur warum, zieht man den Bahnhof noch ein wenig näher an Martinsried (ca. 100 – 200 m)? Bis ca. zur Lean Christ-Strasse? Dann hätten die Uni und der Ort, keine langen Wege zur U-Bahn Station?

    Gruß
    Michael

  7. Michl sagt:

    Die Idee die U-Bahn nach Martinsried fahren zu lassen finde ich, aufgrund der sonst recht schlechten Anbindung des Ortes an das ÖPNV hervorragend!

    Allerdings verstehe ich nicht, wieso man die Tram nach Freiham verlängern will? Wer nimmt denn die Tram die ne halbe stunde länger in die Innenstadt braucht, als eine U-Bahn?

  8. U-Bahn-driver sagt:

    Die MVG ist ja ein bisschen teuer. In allen anderen Städten ist das Fahren mit den öffentlichen Verkehrsmitteln viel billiger. Jetzt kostet eine Streifenkarte schon 12€ für 10 Fahrten und das nénnen die auch noch eine Angebot! Und trtzdem gibt es noch so viele A-Wagen!
    Ich bin zwar für das Projekt, aber ich wette, dass die Fahrten noch teurer werden.
    Alle Leute die ich kenn, die nach münchen gezogen sind, sagen immer dass da wo sie herkommen die Karten billiger sind!

  9. Gerhard in Martinsried sagt:

    Gerne hätte ich den aktuellen Stand bezüglich Baubeginn gewußt.
    Wer weiss es?

  10. Sebastian Hoepfner sagt:

    Ich finde den Plan sehr gut. Mich würde der aktuelle Baubeginn auch interessieren.

  11. Dieter Kubisch sagt:

    Die Planung ist absoluter Irrsinn. Auf 992 m 7 Weichen einbauen, zusammen mit den Bahnhof Großhadern sogar 16 Weichen, ist nicht mehr nachvollziehbar. Auch ein „Durchrutschweg“ am Bahnhofsende ist Stand letztes Jahrhundert. Die Züge werden automatisch gebremst. Dass sich ein U-Bahnfahrer verbremst, ist ausgeschlossen. Diese überflüssigen Einbauten müssen aber alle unterhalten werden, was dann die Fahrgäste mit ihren Fahrpreisen büßen müssen. Auch ein unterirdischer Bahnhof auf dem freien Feld ist Unfug. 24 h Beleuchtung und Belüftung kostet schließlich fast 1/3 des gesamten Energieverbrauchs der U-Bahn. Ein Bahnhof auf Ebene -1/2 mit einem Glasdach würde erhebliche Energiekosten sparen. Aber Energiesparen ist ja kein Thema!

  12. Friedbert Steckner sagt:

    Die Pläne lagen im Oktober 2010 aus, Baubeginn sollte 2011 sein. Wie ist der aktuelle Stand dieses Bauvorhabens? Wann ist mit der Realsierung zu rechnen?

  13. Kohl sagt:

    Kann jemand sagen, inwieweit der Baulärm den Ort beeinträchtigen wird? Genauer gesagt, den Bereich um den Marktplatz / Kirchplatz herum (dort, wo der Christkindlmarkt immer stattfindet). Wie weit von dort ist der neue U-Bahnhof entfernt bzw. wie weit entfernt von diesem Eck von M.Ried soll die Trasse verlaufen? Wäre ganz prima, wenn hier jemand Genaueres weiß.

  14. Manfred Bauer sagt:

    Seit Jahrzehnten. versucht Florian Schütz mit seiner Interessanten
    Informationslektüre, den Münchner westen, besonders den Verkehrsknotenpunkt Pasing zu boykottieren !
    Dies begann schon damals, als sich die Mehrzahl der Bürger für
    Elektrifizierte Personenbeförderungsmitteln, sprich Aufzüge und Rolltreppen am Bahnhof PASING einsetzten. Jetzt nach dem ich mich auch seit 30 Jahren für die Verlängerung der U5 nach Pasing einsetzte
    und der Baustart inoffiziell bekannt gegeben wurde und die Fertigstellung in 10 Jahren prognostiziert ist, war von Beiden Projekten von Florian Schütz nur Abfällige Bemerkung zu lesen.
    So jemand kann sich nur in Entgegengesetzter Richtung aufhalten !
    Manfred Bauer

  15. Das mindeste wäre es die U-Bahn um eine Station bis in die Ortsmitte von Martinsried zu verlängern. Richtig und vernünftig wäre es aber die U-Bahn bis zum S-Bahnhof Planegg zu führen. Eine Option Freiham anzubinden wäre damit auch gegeben. In Planegg ist in Richtung Maria Eich genügend Platz für einen U-Bahnhof mit S-Bahn-Anschluß.
    Die U-Bahn nur um eine Station, mit den Aufwendungen für einen Endbahnhof, weiter zu führen ist eine Fehlplanung. Der Bahnhof endet am „Acker“ und die Infrastruktur (Straßen-Verkehrsflächenbau ) für die Heranführung der Busse z.B. Aubing Gräfelfing, Planegg ist zusätzlich zu bewältigen.

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